Donnerstag, 6. Oktober 2011

Schönheit im Alltag

"Materials Revisited" - unter diesem wenig auskunftsreichen Titel läuft im MAK in Frankfurt gerade eine Design-Schau, wie ich sie schöner noch nie gesehen habe. Alle möglichen Materialien, Porzellan, Glas, Papier, Emaille, Ton, Verpackungen aller Art, Stoff, Edelmetalle und -Steine, Metall, Holz, Filz kommen dort auf außergewöhnliche Art zur Geltung.

Eigentlich bin ich nur zufällig in diese Ausstellung geraten und wollte mir das isländische Design ganz oben ansehen. Das fiel dann gegen diese Bravourstücke doch ab, viel grobe Wolle, Holz, Hörnchen und Fischhaut. Ganz interessant, aber eher kurios als berückend. Trotzdem war der Gegensatz sehr reizvoll, denn bei aller Bewunderung für die Objekte in den unteren beiden Stockwerken ist klar, dass diese Dinge nie in meinen Alltag vordringen werden. Bei den isländischen Gegenständen kann ich mir das schon eher vorstellen, Kleiderhaken, Lampen, Klamotten, Trinkgefäße.

Was bleibt, ist ein Eindruck ähnlich wie ein Nachbild: die unerreichbaren zauberhaften Schönheiten hinterlassen ein anders gefärbtes, weniger intensives, aber genau umrissenes Bild im Kopf. Es dient als Vergleichsgröße zu dem, was mich tatsächlich umgibt und als Erinnerung an das, was möglich ist. Banal heißt das, dass ich Lindt-Lindor-Papier jetzt mit anderen Augen sehe. Aber auch ein zartes Unterhemdchen, von dem ich nun weiß, dass es auch aus filigranen Glasfäden sein könnte.

Schönheit im Alltag entsteht, wenn wir bereit sind, mehr als nur die Dinge zu sehen. Und hat nicht jeder von uns Sehnsucht danach?